IPO-Readiness – mehr als IFRS-Compliance

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Ob junges aufstrebendes Unternehmen oder mittelständisch geprägter Weltmarktführer: deutsche Unternehmen stehen zunehmend im globalen Wettbewerb. Der Gang an die Börse im Rahmen eines Initial Public Offering (IPO) kann dabei ein attraktiver Weg zur Finanzierung des Wachstums oder eine mögliche EXIT-Strategie sein – auch oder gerade im aktuellen Marktumfeld. Für einen erfolgreichen Börsengang sind allerdings einige Veränderungen in den Strukturen und Prozessen des Unternehmens verbunden, um die notwendigen Zulassungs- und Folgepflichten zu meistern. Die frühzeitige und zielgerichtete Herstellung der IPO-Readiness ist daher ein wichtiger Schlüssel zur erfolgreichen Zukunft am Kapitalmarkt.


IFRS-Rechnungslegung als Grundvoraussetzung

Für Zulassung und Notierung am geregelten Markt ist die Bilanzierung nach den International Financial Reporting Standards (IFRS) Grundvoraussetzung. Für Unternehmen, die noch nicht nach IFRS bilanzieren, ist daher die Umstellung der Rechnungslegung auf IFRS meist einer der ersten Punkte auf dem Aktionsplan zur Kapitalmarktreife.

Die Umstellung der Rechnungslegung verändert zunächst die fachlichen Anforderungen an die beteiligten Personen und erfordert den Aufbau neuen Knowhows. Die Umstellung betrifft jedoch nicht nur das Accounting, sondern verlangt ein verzahntes Miteinander vieler Unternehmensbereiche, um die notwendigen Informationen für die Bilanzierung und Berichterstattung zu ermitteln. Prozesse und IT-Systeme werden ebenfalls an die neuen Herausforderungen anzupassen sein. Daher empfiehlt es sich, die IFRS-Umstellung in einem angemessenen Zeitraum vor dem geplanten Börsengang durchzuführen. So können die neuen Rechnungslegungsprozesse aufgebaut und die erhöhten Berichtsanforderungen nach IFRS gemeistert werden, bevor die weiteren Transparenzanforderungen der Börsennotierung hinzukommen. Denn mit dem Being Public geht es erst richtig los.


Digitalisierung der Finanzprozesse

Geschwindigkeit ist ein wesentlicher Baustein für eine erfolgreiche Kapitalmarktkommunikation. Investoren und Analysten erwarten zeitnah zuverlässige Daten über das Unternehmen. Und das auf höchstem Qualitätsniveau. Mit der Börsennotierung erweitert sich das Spektrum der Finanz-berichterstattung in Form von verpflichtender (z.B. Quartalsmitteilungen, Halbjahresfinanzberichte, Ad-hoc-Mitteilungen, Nachhaltigkeitsberichterstattung) und freiwilliger Berichterstattung (z.B. Pressemitteilungen, Analystenveranstaltungen und Conference Calls). Auch intern steigt der Anspruch an die Berichterstattung. Für die Steuerung des Unternehmens braucht das Management jederzeit transparenten Einblick in die finanzielle und nichtfinanzielle Zahlenwelt.

Die Digitalisierung und Automatisierung der Finanzprozesse kann helfen, die gewünschten Effekte zu erzielen und so Zeit und Ressourcen bei steigender Qualität einzusparen. Der Einsatz moderner ERP-Systeme, Financial-Performance-Management-Software und Disclosure Management Systemen ermöglicht den Prozess der Finanzberichterstattung weitestgehend digital und schnittstellenarm abzubilden. Standardisierung und klare Prozesse reduzieren manuelle, zeitraubende Eingriffe. Abschlusszeiten lassen sich so reduzieren und die vorhandenen Ressourcen gezielt wertsteigend einsetzen. Mit Blick auf einen IPO sollten daher auch immer Verbesserungen an den bestehenden Strukturen und Prozessen in den Fokus rücken.


Transformation der Corporate Governance Strukturen

Der Druck auf Good Governance wächst massiv und gerät dabei immer stärker in den Fokus von Investoren und Analysten. Mit dem Weg an den Kapitalmarkt steigen die Anforderungen an Governance, Risk und Compliance Management-Strukturen (GRC-Strukturen) stark an. Nationale Initiativen wie das Gesetz zur Stärkung der Finanzmarktintegrität (Finanzmarktintegritätsstärkungsgesetz – FISG) als Reaktion auf Wirecard & Co., regulatorische Anforderungen der BaFin oder die des angestrebten Börsenplatzes stehen dabei im Mittelpunkt.

Gerade für inhabergeführte mittelständisch geprägte Unternehmen ist eine frühzeitige Fit-Gap-Analyse wichtig, um die notwendigen Schritte hin zu einer börsenreifen GRC-Struktur zu identifizieren und die richtigen Weichenstellungen vorzunehmen.

Wesentliche Bestandteile guter Governance-Strukturen sind das Risiko- und Compliance-Management sowie das interne Kontroll-system (IKS). Die entsprechenden Instrumente verbessern die Führungs- und Überwachungsstrukturen im Unternehmen und zielen auf die Sicherstellung einer nachhaltigen Unternehmensentwicklung ab.

Die GRC-Strukturen sollten auf die Größe und Bedarfe des Unternehmens zugeschnitten sein. Der Blick sollte dabei über den Tellerrand reichen und die unternehmerische Zukunft anvisieren – ganzheitlich und unter Einsatz digitaler Lösungen.


Fazit

Ein IPO bedeutet in der Vorbereitung weit mehr als nur die Umstellung der Rechnungslegung auf IFRS. Strukturen und Prozesse müssen an die neuen Anforderungen des Kapitalmarkts angepasst werden. Neben den klassischen Prozessen der Finanzberichterstattung betrifft dies auch die nichtfinanzielle Berichterstattung und die Governance, Risk und Compliance Management-Strukturen. Die Regulierung durch das FISG steht unmittelbar vor der Tür. Das Thema IPO-Readiness sollte daher frühzeitig auf die Agenda der Entscheider genommen werden, wenn der Gang an die Börse in der Zukunft geplant ist. Denn Kapitalmarktreife ist Chefsache.

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